9. Orte der Tötung

Obraz Wacława Kołodziejczyka pt. „Ogólny widok obozu śmierci w Bełżcu”. Własność: Parafia pw. Matki Bożej Królowej Polski w Bełżcu. W czasie II wojny światowej Wacław Kołodziejczyk pracował na stacji kolejowej w Bełżcu. W latach 60. XX w. stworzył cykl obrazów przedstawiających obóz zagłady w Bełżcu podczas okupacji niemieckiej. Był świadkiem transportów kierowanych do obozu, ale sam nigdy nie był na jego terenie, dlatego jego obrazy należy traktować jako kreację artystyczną.

Gemälde von Wacław Kołodziejczyk mit dem Titel „Gesamtansicht des Todeslagers in Bełżec“.
Eigentum der Gemeinde Hl. Maria Königin von Polen in Bełżec.

Am 28. April 1943 waren die letzten Jüdinnen und Juden aus Izbica vertrieben und nach Sobibór gebracht worden. Meine Eltern starben dort in den Gaskammern. Ich selbst kam ins Arbeitslager. Nur in einem Lagerbezirk wurden Arbeitskräfte gebraucht. Sechs Monate blieb ich in Sobibór. Bis zum Aufstand am 14. Oktober, als wir binnen einer Stunde alle Deutschen mit Messern und Äxten töteten. Wir nahmen ihre Waffen und riefen zur Rebellion auf. Danach flohen wir und versteckten uns im Wald.

Tomasz Tojvi Blatt, geboren 1927 in Izbica, aufgezeichnet 2004.

„Aktion Reinhardt“ wurde posthum nach Reinhard Heydrich benannt. Globocniks Mitarbeiter rekrutierten sich aus Deutschen und Österreichern, die maßgeblich an der „Aktion T4“ zur Tötung von Menschen mit Behinderungen beteiligt waren. Das Hilfspersonal bestand aus sowjetischen Kriegsgefangenen, die zwangsrekrutiert worden waren. Obwohl nur einige hundert Männer in den Todeslagern der „Aktion Reinhardt“ arbeiteten, gelang es ihnen, eine effektive, industrialisierte Tötungsmaschinerie aufzubauen.

SS-Wachen im Todeslager Bełżec, 1942. Von links nach rechts: Fritz Tauscher, Karl Schluch, Reinhold Feix, NN, Karl Gringer, Ernst Zierke, Lorenz Hackenholt, Arthur Dachsel und Heinrich Barbel.
USHMM, Washington, DC.

Ende 1942 wurde das KZ Bełżec aufgelöst. Das Morden in Sobibór und Treblinka ging noch bis zum Sommer beziehungsweise Herbst 1943 weiter. Nach mehreren Gefangenenaufständen und Fluchtaktionen wurden dann auch diese Lager geschlossen und von den Deutschen dem Erdboden gleichgemacht.

Im Juli 1942 war ich mit meinem Vater in Bełżec an der Bahnstation, an einem Magazin mit Kunstdünger. Wir kamen mit einem Fuhrwerk. In kurzer Zeit fuhr ein Güterzug mit Viehwaggons vor dem Magazin an. Langsam schob er sich auf die Gleise hinein. Ich weiß nicht, womit man diesen Zug hätte vergleichen können. Als er anhielt, wackelte er auf den Schienen. Es schien so, als hätte er gleich aus diesen Schienen herausfallen können. Kleine Fenster waren voll von menschlichen Händen. Ein weißer Rauch vom ungelöschten Kalk schlug empor. Wir hörten Schreie: „Wasser! Wasser!“. Sie schrien auf Polnisch, es waren polnische Juden. Aus den Wachhäuschen sprangen Wachmänner herunter, mit Helmen und Bajonetten auf Gewehren und sie nahmen Posten an den Waggons. Sie gingen hin und her. Die Dampflokomotive schob alle paar Minuten diesen schrecklichen Transport nach vorne, Richtung Lager. Dort hatte ich die Möglichkeit, die Waggons zu zählen – es waren 26.

Jan Dzikowski, geboren 1926 in Dzierzkowice, aufgezeichnet 2007.

Erinnerungskarte von der Rampe des Mordlagers Bełżec im Jahre 1942, angefertigt im Jahre 2007 von Jan Dzikowski, der Zeuge von der Ankunft eines Deportationszugs im Lager war.

Als wir aus Bełżec abfuhren, leuchteten schon die Lampen auf den Laternen um das Lager. Es roch intensiv nach Kiefernwald. Plötzlich schlug ein heftiger Schrei ein – es war schwierig zu bezeichnen, was das war – ein Schrei oder etwas Tierisches schlug in den Himmel empor. Und es gab eine und nächste Serie, ein paar lose Gewehrschüsse. Wir fuhren langsam und waren wie ausgepeitscht. Und die Pferde spürten, dass etwas passiert war, weil sie sich im Schneckentempo fortbewegten. Mein Vater war ein harter Typ, aber er konnte sich eine Woche lang nicht zusammenreißen, er taugte nicht für die Arbeit und für nichts anderes, so schwer erlebte er diesen Schock. Immerhin waren so viele Tausende von Menschen im Handumdrehen tot … Dieser Geruch von Kiefernwald auf dem Hügel brannte sich in meine Erinnerung so stark ein… Zwar der Geruch, aber die schlechte Erinnerung.

Jan Dzikowski, geb. 1926 Dzierzkowice, Aufnahme von 2007.

Die letzte große Mordaktion, die so genannte „Aktion Erntefest”, fand am 3. und 4. November 1943 statt, bei der mehr als 42 000 Jüdinnen und Juden im Lager Majdanek sowie in den Arbeitslagern Poniatowa und Trawniki erschossen wurden.
Im Zuge der „Aktion Reinhardt” starben über 1,8 Millionen Jüdinnen und Juden sowie eine unbekannte Zahl von Sinti und Roma. Die meisten Opfer sind bis heute unbekannt.

Extras:

Tomasz Blatt

Jan Dzikowski

Bilder von Wacław Kołodziejczyk