
Alex Dancyg, 2012.
Foto: Robert Szuchta.
Das Zentrum „Grodzka Tor – NN Theater“ in Lublin und die Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee- Konferenz widmen diese Ausstellung unserem Mitarbeiter, Kollegen und Freund Alex Dancyg.
Alex Dancyg wurde 1948 in Warschau geboren. 1957 verließ er mit seiner Familie Polen und begann ein neues Leben in einem Kibbuz in Israel. Dort arbeitet er als Landwirt und Historiker, war Vermittler für die Geschichte des Holocaust in Yad Vashem und begleitete Jugendgruppen aus Israel auf Reisen nach Polen. Als Kind von Holocaustüberlebenden, deren Familienmitglieder durch die „Aktion Reinhardt“ ermordet worden waren, war er persönlich mit der Geschichte des Holocaust verbunden. Mit seiner jüdischen und polnischen Identität engagierte er sich aktiv im polnisch-jüdisch-israelischen Dialog.
Die Familie meines Vaters wurde in Treblinka ermordet. Sie waren im Warschauer Ghetto. Ich erinnere mich nicht einmal mehr an alle Namen. Ich habe keine Bilder von ihnen. Mir blieb nichts. Aber ich wäre dumm, ginge ich nach Treblinka, um mehr über meinen Großvater zu erfahren. Er wurde nicht in Treblinka geboren! Er wurde dort umgebracht. Eine ganze jüdische Kultur wurde in Treblinka vernichtet. Eine wichtige, große Kultur starb dort. Es war die Kultur der Jüdinnen und Juden Europas. Die meisten von ihnen lebten in Osteuropa, in Polen. Ihre Kultur war komplex und reich. Doch sie war nicht nur schön. Nicht alle waren Maler oder Dichter. Manche waren Zuhälter oder Prostituierte. Sie starben zusammen. Sie verschwanden gemeinsam.
Nichts kann sie zurück ins Leben holen. Wir können Filme machen, Bücher und Dissertationen schreiben, und das sollten wir auch! Doch wir müssen auch über das reden, was hier verschwand und wie es unterging. Das ist die Dimension, die wir irgendwie erreichen müssen – dieses Leben, das 800 Jahre lang auf polnischem Territorium existierte.–
Alex Dancyg, geboren 1948 in Warschau, aufgezeichnet 2021
Am 7. Oktober 2023 wurde Alex Dancyg beim Terroranschlag der Hamas auf Israel als Geisel genommen. Am 21. Juli 2024 wurde er offiziell für tot erklärt.
Web documentary „Voices 4 Dialogue“ – Alex Dancyg
Alex Dancyg wurde am 21. Juli 1948 in Warschau geboren. Sein Vater Marcin (Mordechaj) Dancyg war Jurist und arbeitete als Militärrichter und später als Rechtsanwalt. Seine Mutter Nina (Nycha), geboren Welczer, war Historikerin. Die Eltern von Alex überlebten den Krieg im Ostgebiet, wo sie sich unter falschem Namen versteckten. Alex hatte eine ältere Schwester Edyta (geb. 1941). Nach dem Krieg wohnte die Familie in Warschau in Mokotów, danach zogen sie in die Waryński-Straße um.
Im Jahre 1957, als Alex neun Jahre alt war, wanderte die Familie nach Israel aus. Dort schloss Alex die Schule ab und studierte Geschichte an der Ben-Gurion-Universität in Be’er Scheva. Er war Mitglied der links orientierten Jugendorganisation Ha-Szomer Ha-Cair. Er leistete auch den Wehrpflichtdienst ab. Als Fallschirmspringer nahm er an einigen von Israel geführten Kriegen teil.
Er arbeitete mit dem Institut Yad Vashem zusammen und beteiligte sich aktiv am polnisch-jüdischen Dialog. Im Jahre 1986 kam er nach dreißigjähriger Abwesenheit nach Polen als Übersetzer der ersten israelischen Jugendgruppen. Ein paar Jahre später, im Jahre 1990 schlugen das Institut Yad Vashem und das israelische Bildungsministerium Alex Dancyg vor, Kurse für Guides zu führen, die israelische Gruppen auf den Fahrten nach Polen betreuen.
Alex lebte im Kibbuz Nir Oz im Süden von Israel. Er arbeitete als Spezialist für Bewässerung von landwirtschaftlichen Flächen. Mit seiner Frau Rachel hatte er vier Kinder: drei Söhne– Ben, Mati i Juval und eine Tochter – Li. Er hatte auch elf Enkelkinder. Seine Person wurde im Film „Czytając Sienkiewicza na pustyni Negev“ (deutsch: Auf der Negev-Wüste Sienkiewicz lesen) von Krzysztof Bukowski und in der Radiosendung „Podwójna tożsamość“ (deutsch: Eine doppelte Identität) von Marta Rebzda thematisiert.
Sammlung von Alex Dancyg
Alex Dancyg wurde im Jahre 1948 im Warschauer Stadtteil Mokotów geboren. Er war ausgebildeter Historiker. Er wohnte im Kibbuz Nir Oz, wo er als Spezialist für Bewässerung von landwirtschaftlichen Flächen arbeitete. Seit vielen Jahren arbeitete er mit dem Institut Yad Vashem zusammen. Er war Mitglied der Organisation Ha-Szomer Ha-Cair. In seiner Kindheit emigrierte er mit seiner Familie nach Israel. Im größten Teil seines Erwachsenenlebens war er mit dem Militär verbunden. Als Fallschirmspringer nahm er an einigen von Israel geführten Kriegen teil. Besser bekannt ist er als Figur im Film „Czytając Sienkiewicza na pustyni Negev“ (Deutsch: Auf der Negev-Wüste Sienkiewicz lesen). Seine Fotosammlung stellt eine reiche Geschichte eines Menschen „mit doppelter Identität” dar.