
Auktion von Gegenständen von Jüdinnen und Juden, die am 22. Oktober 1940 nach Frankreich deportiert wurden.
Foto: Gustav Kühner. Stadtarchiv Lörrach, StaLö 2.43.7.
- Das Vermögen des Juden, der die deutsche Staatsangehörigkeit auf Grund dieser Verordnung verliert, verfällt mit dem Verlust der Staatsangehörigkeit dem Reich. (…)
- Das verfallene Vermögen soll zur Förderung aller mit der Lösung der Judenfrage im Zusammenhang stehende Zwecke dienen.
Elfte Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 25.11.1941 Absatz 3, legalisierte die Enteignung des Vermögens de in den Osten deportierten deutschen Jüdinnen und Juden.
Raub war ein zentraler Bestandteil der Judenverfolgung. In Nazi-Deutschland wurde jüdisches Eigentum beschlagnahmt und versteigert. Bankkonten und Wohnungen sowie zurückgelassenes Hab und Gut wurden beschlagnahmt. Die jüdischen Gemeinden im Generalgouvernement wurden gezwungen, hohe Abgaben zu zahlen und bestimmte Gegenstände wie Kleidung und Schmuck abzugeben.

Möbel aus jüdischen Wohnungen nach der Vertreibung ihrer Bewohner aus Wieniawa, Lublin, 1940.
Bildarchiv Yad Vashem.
Eines von Globocniks Hauptzielen war es, seine wirtschaftliche Position durch jüdische Zwangsarbeit zu stärken. Die von ihm gegründete „Ostindustrie“ zählte Mitte 1943 45.000 jüdische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter.
Wir mussten so „schnell, schnell, schnell“ wie möglich aus den Waggons und wurden in das Lager Sobibór geführt. Auf einmal kamen wir in eine ganz große Baracke, deren Vorder- und Hintertüren weit offenstanden. Während wir hindurchliefen,
mussten wir alles, was wir bei uns hatten, abgeben, Rucksäcke, Brotbeutel, alles weg. Wir dachten: „Himmel, wie bekommen wir das nur zurück?“ Und ich hatte meine Gitarre von zu Hause mitgenommen und im
Lager Westerbork und im Waggon geschützt – so naiv war ich damals.–
Jules Schelvis, geboren 1921 in Amsterdam, aufgezeichnet 2007

Liste persönlicher Gegenstände von Jüdinnen und Juden im Todeslager Belzec, die in die Lagerhäuser der „Aktion Reinhardt” gebracht wurden
Lublin, 8.2.1943. Archiv des Stadtmuseums Majdanek.
Ein zentraler Faktor der „Aktion Reinhardt“ war massenhafter Raub. Bei der Ankunft im Todeslager musden Jüdinnen und Juden ihrer letzten Koffer beraubt. Die Habseligkeiten von Jüdinnen und Juden aus ganz Europa wurden gesammelt, sortiert, registriert und in Depots in Lublin gelagert – zum Beispiel im „Lager Flugplatz“ – und gingen in den Besitz des Deutschen Reiches über.

Das Gelände des deutschen Lagers Flugplatz auf dem ehemaligen Flughafen in Lublin, ca. 1941.
Sammlung von Marek Gromaszek.
Tagsüber waren wir in einer großen Halle, in der einst Flugzeuge hergestellt worden waren. Ich glaube, dort gab es drei große, runde Hallen nebeneinander. Die Frauen mussten dort Kleidungsstücke sortieren und Spuren verwischen, dass sie früher den Juden gehört hatten. Diese Sachen wurden zusammengebunden und dann – das wissen wir jetzt – nach Deutschland geschickt.
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Jules Schelvis, geboren 1921 in Amsterdam, aufgezeichnet 2007.
Die Deutschen – und später auch die lokale Bevölkerung – plünderten Wohnungen deportierter Jüdinnen und Juden während und nach den Deportationen. Der durch die „Aktion Reinhardt“ erzielte Gewinn wird auf fast 179 Millionen Reichsmark geschätzt.
Extras:
Jules Schelvis
Elfte Verordnung, 1941
Sammlung von Marek Gromaszek
Jules Schelvis wurde am 7. Januar 1921 in einer jüdischen Familie in Amsterdam geboren. Er wohnte und arbeitete in Amsterdam als Drucker bis zum 26. Mai 1943, als er zusammen mit seiner Frau und deren Familie ins Lager Westerbork deportiert wurde. Von Westerbork begann seine Reise durch verschiedene Todes-, Konzentrations- und Arbeitslager, unter anderem Sobibór, Dorohucza und Lublin. Am 8. April 1945 wurde er von der französischen Armee in Vaihingen an der Enz in Süddeutschland befreit.
Nach dem Krieg kehrte Jules Schelvis in die Niederlande zurück und arbeitete wieder als Drucker. Erst dreißig Jahre nach diesen schrecklichen Erlebnissen begann er, sich mit seiner Geschichte und der Geschichte des Holocaust auseinaderzusetzen. Er begleitete Gruppen und Studenten, die sich mit dem Thema beschäftigten. Als einer der letzten Überlebenden bemühte er sich, an die Ereignisse des Holocausts zu erinnern und sich für das Gedenken einzusetzen. Er veröffentlichte ein Buch über das Todeslager Sobobór, das zu einem der wichtigsten Studien zu diesem Thema wurde. Jules Schelvis starb im Jahre 2016.

Sammlung von Marek Gromaszek
Die vorliegende Sammlung „Kriegsfotos von Lublin” besteht aus mehr als 130 Fotos aus der privaten Kollektion von Marek Gromaszek. Die von deutschen Soldaten gemachten Fotos stellen vor allem das Kriegsbild von Podzamcze und von der Altstadt dar. Einige Abzüge enthalten Informationen auf der Rückseite, auf einigen sind Daten zu sehen. Die meisten Fotos sind im Format von Halbpostkarten. Die gesamte Sammlung wurde vom Zentrum „Grodzka Tor – Theater NN“ in Lublin digitalisiert.

Elfte Verordnung, 1941
On 25 November 1941, the 11th Decree to the Reich Citizenship Law (RGBl I 1941, p. 722ff) was issued. Under it, all citizens recognised as Jews on the basis of the Nuremberg Laws no longer residing on the territory of the German Reich were deprived of their German citizenship. The decree also stated that their property was forfeited to the German Reich, which was a state-sanctioned form of looting. Those deported were never to recover either their confiscated belongings or their remaining property, which had been auctioned off.
The Eleventh Decree to the Reich Citizenship Law, 25.11.1941, section 3, printed in the German Reich Law Journal, Part I, Volume 1941, p. 722–724. Published by the Reich Ministry of the Interior, Berlin 1941.
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The Eleventh Decree, 1941.